Interview mit Ekehard Jaspers

Vorsitzender von der "Interessengemeinschaft Rysum e.V."
Bild Ekehard Jaspers mit einem Ordner in der Hand

Heute bin ich in der südlichen Krummhörn unterwegs und starte in Campen. Ein Blick in Richtung Deich ist ein Muss, denn hier steht  der höchste Leuchtturm Deutschlands, der sich nun wieder frisch gestrichen im kräftigen Rot und Weiß vom saftig grünen Deich abhebt. Die ersten Gäste sind schon unterwegs, um die 320 Stufen nach oben in Angriff zu nehmen. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau - was will man mehr?

Gut gelaunt setze ich mich ins Auto, denn heute darf ich Herrn Ekehard Jaspers Zuhause in Rysum besuchen. Schon seit über 20 Jahren ist Herr Jaspers der Vorsitzende der "Interessengemeinschaft Rysum e.V." und sobald wir von der Touristik-GmbH Krummhörn-Greetsiel Fragen zu Rysum, zur Mühle oder Übernachtungen im Müllerhaus für Gruppen haben, reicht ein Anruf bei Herrn Jaspers..... meistens erreichen wir ihn zwar nicht direkt (Herr Jaspers ist schließlich ein vielbeschäftigter Rentner), aber seine Frau Jakoba richtet ihm unser Anliegen immer sofort aus, so dass kurz darauf das Telefon klingelt und ein fröhlicher "Eeeekehaaard Jaspers, Rysum...." meldet sich.

Gerade fahre ich an der Grundschule in Loquard vorbei und schieße noch schnell ein Foto für Sie, denn bei der Schule handelt es sich um einen alten Gulfhof, der zu einer Schule umgebaut wurde. Unterricht im ehemaligen Kuhstall - wat heel Besünners!

Einige Minuten später heißt mich schon der Rysumer Ackerwagen willkommen mit dem Hinweis, dass Rysum 1998 Landessieger wurde bei "Unser Dorf soll schöner werden". Eigentlich fährt man nicht mit dem Auto durch Rysum - dieses wunderschöne Rundwarfendorf mit seinen engen Gassen und kleinen Landarbeiterhäuschen sollte man lieber zu Fuß entdecken, aber heute muss es mal sein. Eine Navi ist überflüssig: Man fährt einfach in Richtung Mühle, die schon von weitem zu sehen ist. Wo die Mühle ist, ist auch Herr Jaspers nicht weit und da ist auch schon sein Elternhaus: 1911 erbaut und 1938 von seinen Eltern gekauft und nur zwei Jahre später wurde Ekehard Jaspers  geboren. Seine Frau öffnet die Tür und endlich lerne ich Frau Jaspers persönlich kennen. Die sympathische Stimme am Telefon hat nun ein Gesicht und sie bittet mich dank Corona mit einem Ellenbogen-an- Ellenbogen-Handschlag fröhlich herein.

Herr Jaspers winkt mich in die gemütliche Küche, von der aus man einen herrlichen Ausblick auf die Rysumer Mühle hat und schon sind wir mittendrin im Thema:

Fakten zur Rysumer Mühle:

Erbaut wurde die Rysumer Mühle nebst Wohngebäude 1895 bis 1898, 1917 ist sie abgebrannt und 1921 als dreistöckiger Galerieholländer wieder aufgebaut und bis 1954 betrieben, danach erfolgt die Stilllegung. Die technische Einrichtung wurde demontiert und nach  Bad Zwischenahn gebracht. Im Jahr 1988 wurde durch die Interessengemeinschaft Rysum eine Wiederinbetriebnahme der Mühle angeregt, die in den Jahren 1989 bis 1995 erfolgte. Am 30. September 1995 verkündete die Interessengemeinschaft, jetziger Eigentümer der Mühle, den Abschluss des Wiederaufbaus. Heute ist die Mühle wieder voll  funktionstüchtig.

Wann wurde die Interessengemeinschaft Rysum gegründet und waren Sie von Anfang an dabei?

Im Januar 1983 gab es in Rysum einen Aufruf an die Rysumer Männer ab 18 Jahren "Rettet die Gemeinschaft auf dem Dorfe!". Daraus entstand die IG Rysum. Ich war noch voll berufstätig und hatte viele andere Interessen, wurde aber einige Jahre später gefragt, ob ich eine technische Zeichnung für eine Klappbrücke in Rysum anfertigen könnte, die man mit der IG Rysum bauen wolle. Seitdem war ich Mitglied in der IG Rysum, seit 1998 als Vorsitzender.

Wie begann es mit der Restaurierung der Rysumer Mühle? Dort stand seit Jahren nur noch der Stumpf.

1988 bekundete die IG Rysum ihr Interesse an einem Wiederaufbau der Rysumer Mühle und wir erhielten einen 30 jährigen Nutzungsvertrag. 1989 wurden wir in Schleswig-Holstein in Güby fündig und überführten das Ständerwerk eines Achtkant nach Rysum. Dabei handelte es sich ebenfalls um einen Galerieholländer, die alle in gleicher Art und Weise gebaut wurden, daher passte alles. Als die Konstruktion in Rysum ankam, meinten einige, warum wir unser Brennholz ganz aus Schleswig-Holstein holen würden, aber wir waren guter Dinge und begannen mit der Restaurierung. Für dieses Projekt wurden uns glücklicherweise drei ABM-Kräfte vom Arbeitsamt zugeteilt, die fließig mit anpackten.

Parallel dazu begannen wir mit dem Müllerhaus, das ebenfalls restauriert werden sollte. Ich fertigte für die Mühle und das Müllerhaus die technischen Zeichnungen an. Die passenden Steine besorgten wir uns u.a. aus Riepe, wo gerade ein altes Bauernhaus abgerissen wurde. So kamen wir gut voran, so dass 1990 der Mühlenstumpf, 1991 die Galerie und 1993 das Müllerhaus fertiggestellt werden konnte. 1993 kam die Kappe auf die Mühle, die mit Kupferplatten ausgestattet wurde. Nach zwei weiteren Jahren - pünktlich zum 100. Geburtstag der Mühle - war die Rysumer Mühle wieder komplett und sogar funktionstüchtig. Alle zwei Jahre wird die Mühle nun gewartet. Mittlerweile gehört die Mühle der Interessengemeinschaft. Wir hoffen, dass wir in den nächsten Monaten wieder Gruppen in unserem Müllerhaus willkommen heißen dürfen. Wir bieten Übernachtungen ab 6 Personen inkl. Frühstück an, aber auch eine Tee- oder Kaffeepause. Damit versuchen wir die Kosten der Mühle zu decken.

Ein altes Haus in Rysum mit der Mühle im Hintergrund
Der Eingang des alten Müllerhuus neben der Rysumer Mühle
Rysumer Mühle

Heute sind Sie glücklicher Rentner, womit haben Sie Ihre Brötchen verdient?

Mit 15 Jahren ging ich in die Lehre als technischer Zeichner nach Emden zur  „Rheinstahl-Nordsee“ - später Thyssen. Dort blieb ich bis über meine Rente hinaus bis zum Jahr 2009, in diesem Jahr endete leider auch die Ära Thyssen.

Was passiert zurzeit in der IG Rysum und haben Sie Nachwuchsschwierigkeiten?

Seit ca. 1 1/2 Jahren passiert coronabedingt leider gar nichts. Die Teestube und das Müllerhaus sind natürlich geschlossen, die Mühle ist wieder zur Besichtigung geöffnet. Wir haben ca. 330 Mitglieder, der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf 12,- € pro Jahr. Wenn Arbeiten angesetzt werden, sind zum Glück immer genügend Mitglieder da. Einen „Dienstagstrupp“ haben wir 2015 gegründet. Nachwuchs bekommen wir meist, wenn jemand in Rente geht. Wir treffen uns dienstags immer um 9 Uhr zur "Befehlsausgabe", um 10.15 Uhr trinken wir gemeinsam Kaffee und um 12 Uhr beenden wir den Einsatz mit einem Feierabendbierchen. Da werden Beete wieder hergerichtet oder andere Dinge restauriert. Einmal jährlich Anfang September findet unser Bauernmarkt in ganz Rysum statt. Hierfür bauen wir u.a. gemeinsam unser großes Zelt auf usw.

Hatten Sie schon früher etwas mit der Mühle zu tun?

Ja natürlich! Ich bin mit der Mühle groß geworden! Schon als Kinder haben der Sohn des Müllers und ich die Säcke gepackt und Kohle geschaufelt. Dann fuhr der Müller  mit seinem Pferdewagen in die benachbarten Dörfer, um dort Tierfutter und Kohle zu verkaufen und auszuliefern.

Was hat Sie besonders in Ihrer Jugend geprägt und was würden Sie heute Ihren Kindern raten?

Wir haben leider keine Kinder - das haben wir wohl versäumt! Heute sind ganz andere Zeiten und nicht zu vergleichen mit meiner Jugend! Für uns war es schon ein riesiges Erlebnis, wenn wir nach Leer- Logabirum zu "Onkel Heinis Zoo" fuhren und auf der Riesenquerschaukel saßen. Wir sind einfach Zuhause mit unserer engsten Umgebung groß geworden. Das war auch nicht immer die heile Welt: Wenn man mit Jugendlichen aus dem Nachbardorf aneinandergeriet, gab es auch mal eine handfeste Keilerei. Konflikte wurden persönlich ausgetragen und nicht – wie jetzt – anonym im Internet!

Um auf Ihre Frage zurückzukommen, was ich den Jugendlichen heuten raten würde:

  • Nehmt jeden Menschen, wie er ist und nicht, wie Ihr ihn haben wollt!
  • Ehrlich währt am längsten – Lug und Betrug gibt es schon genug auf der Welt!
  • Erst besinnen, dann beginnen!
  • Nicht berichten ist mehr als falsch berichten

Sie kommen mit vielen Gästen ins Gespräch. Welchen Geheimtipp geben Sie Radfahrern gerne mit auf den Weg?

Naja erst einmal muss ich ja wissen, ob sie in Richtung Emden oder Krummhörn fahren wollen. Ich fahre gerne und viel Fahrrad und muss dies anschließend nicht aufladen. Am schönsten sind natürlich die Strecken direkt am Deich, aber auch ins Landesinnere, wie die Niederungen am alten Freepsumer Meer und den tiefsten Punkt Deutschlands in Freepsum. Einige Wirtschaftswege sind leider schlecht mit dem Rad zu befahren. Da besteht wohl Handlungsbedarf. Aber das ist nicht meine "Baustelle".

Haben Sie Hobbys?

Habe ich noch Zeit für Hobbys? Ja - die nehme ich mir. Seit 30 Jahren leite ich die Skatabteilung in Loquard, besorge Pokale etc. und außerdem spiele ich jeden Mittwoch Tennis. Ich bin sicher der schlechteste Tennisspieler unserer Vierergruppe, aber der Lustigste!

Dann organisiere ich einmal im Jahr eine 2 tägige Herrenfahrradtour. 2003 fand die erste Tour nach Schweindorf statt. 14 Teilnehmer fuhren mit. Kaum zurück fragten mich die Damen, ob ich die Radkarten und Infos für diese Tour herausgeben würde.

Kurz darauf wurde ich gebeten, ob ich nicht gleich die Damen als Reiseführer begleiten würde. Schließlich war ich die Tour schon mit den Männern Probe gefahren. Dafür habe ich mir die Erlaubnis meiner Frau eingeholt, die selber nicht mitfuhr. So war ich "Hahn im Korb" und fahre seither in einem Jahr eine neue Tour mit den Herren und die alte Tour vom Vorjahr mit den Damen. Wir waren schon in Timmel, Papenburg etc. und sogar in Quakenbrück und Bad Bentheim. Auch hier fand die letzte Tour coronabedingt 2019 statt.

Infos zur Übernachtung im Müllerhaus in Rysum:

Für Gruppen ab 6 bis max. 11 Personen. Es gibt zwei Toiletten, einen Waschraum sowie eine großzügig angelegte Dusche.

Das  Frühstück wird im Mühlencafé serviert. Dieser Raum steht der Gruppe zusätzlich zur Verfügung. Hinter der Mühle befindet sich eine große Außenterrasse mit überdachter Grillecke.

Fahrräder können auf Wunsch organisiert werden, bei der Ausarbeitung von Touren ist die Interessengemeinschaft Rysum e.V. gerne behilflich.
 

Buchung und Auskunft:

Ekehard Jaspers, Telefon: 04927 / 424

Mailadresse? Kein Mehl und kein Sack ist die Antwort von Herrn Jaspers, also reicht ein Griff zum Telefon!

Das Spendenkonto lautet:

Interessengemeinschaft Rysum e.V.

Sparkasse Emden (BLZ 284 500 00) Kto. 60 111

IBAN: DE35 2845 0000 0000 0601 11    BIC: BRLADE21EMD


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