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Interview mit Eike Ebbel Groenewold

Komponist und Musikproduzent aus Groothusen

Was haben wir doch für außergewöhnliche Persönlichkeiten in der Krummhörn. Heute fahre ich zu Eike Ebbel Groenewold nach Groothusen. Wer sich einmal die Zeit genommen hat, den Abspann beim Tatort oder bei der Sesamstraße zu lesen, der kennt diesen Namen, denn Eike Groenewold schreibt und spielt u.a. Filmmusik für diverse Trailer, den Tatort oder Klips für die Sesamstraße in seinem eigenen Tonstudio in Groothusen.

Heute nimmt er sich für mich und somit unsere Blog-Leser ein Stündchen Zeit und so bin ich wieder in der Krummhörn unterwegs:

Von Greetsiel kommend wird man von der herrlichen Groothuser Kirche auf der rechten und der imposanten Osterburg auf der linken Seite in Groothusen empfangen, 3 Minuten noch durchs Dorf und schon stehe ich vor dem Haus der „Klangfeld Studios“, drücke den Klingelknopf und schaue mich um:  Hinter einem lustigen Holzzaun läuft ein winziger Hahn mit zwei noch kleineren  Hennen   – Herr Groenewold erzählt später dazu, dass ein Nachbar den Hahn gekauft habe, dieser aber sofort das Groenewoldsche Haus als sein neues Zuhause auserkoren hat und sich auch nicht mehr einfangen ließ von dem eigentlichen Besitzer. So kaufte Familie Groenewold kurzerhand zwei Hennen dazu, damit die „Hühnerfamilie“ komplett ist.

Eike Groenewold öffnet schwungvoll die Tür und bittet mich hinein. Ostfriesische Gemütlichkeit strahlt mir entgegen und schon sitzen wir bei einer Tasse Tee zusammen in der gemütlichen Küche und sind mitten im Gespräch.

1983 geboren mit zwei Schwestern in der Krummhörn aufgewachsen, kommt Eike Groenewold schon früh mit der Musik in Kontakt. Seine Eltern haben in den 70-er Jahren Folkmusik gemacht mit Gitarre, Flöte und Gesang. Sein Vater hatte ein eigenes Tonstudio und komponierte Kinderlieder, die dann von „klein-Eike“ und seinen Schwestern auf Band gesungen wurden.

Schon als Jugendlicher spielte er mit Freunden in den hiesigen Clubs und Kneipen – so auch bei „Meta“ in Norddeich. Musik spielte also schon immer eine große Rolle. Mit 12 nutzte er das alte Tonstudio seines Vaters. Hier konnte man die Laute noch nicht auf einem Bildschirm sehen, wie heute. Da war genaues Hören gefragt, damit die verschiedenen Tonspuren zuletzt zusammengelegt werden konnten. Heute ist ihm dieses feine Gehör oft von großem Nutzen!

Neben etlichen anderen Instrumenten hat es ihm das Schlagzeug besonders angetan – gut, dass man „mitten im Feld“ fernab von jeglichen Nachbarn wohnte. Nach dem Abitur absolvierte er das Schlagzeugstudium mit Auszeichnung und es folgte ein Studium in Köln für Kultur- und Medienwissenschaften. Seit 2011 wohnt er mit seiner Familie in Groothusen.

Frage: Wie kommt man als junger Mensch auf die Idee, Musikproduzent zu werden und was würden Sie heute jungen Menschen raten, die diesen Weg einschlagen wollen?

Obwohl die Kulturindustrie die drittgrößte des Bruttoinlandsproduktes darstellt, ist es schwierig, hier Fuß zu fassen. Man kommt nur mit Kontakten weiter, die man schon früh knüpfen muss. Es gibt keine Struktur oder Gewerkschaft, die alle Interessen vertritt.

Die GEMA schützt wohl die eigene Musik und passt auf, dass selbst komponierte Stücke nicht überall ohne Gebühr abgespielt werden. Heute hat jede Musik ihren eigenen Fingerabdruck, wodurch sofort erkannt wird, wann jemand deine Musik nutzt.

Jungen Menschen kann ich nur raten, schon ganz früh Kontakte zu knüpfen und dorthin zu gehen, wo die Kontakte sind. Ein Auftrag wird nie öffentlich ausgeschrieben, so dass man sich darauf bewerben könnte. Man muss an den richtigen Stellen die richtigen Leute sitzen haben, die einen empfehlen. Hat man das erst einmal geschafft, ist das Fundament erarbeitet. Aber auch dann muss man sich permanent in Erinnerung rufen und die Kontakte pflegen.

Sie haben u.a. Musik produziert für die Sesamstraße und den Tatort. Wie stellen Sie sich mental darauf ein? Mal lustige – mal düstere Stimmung?

Man kommt schon gleich über den Auftrag in die jeweilige Stimmung. Ein Auftrag für einen Tatort ist der „heiligen Grahl“ und somit schon ein ziemlicher Druck. Da ist von vornherein klar, in welcher Zeit ein hochwertig komponiertes und musikalisch passendes Stück zu einem Mord erwartet wird.

Bei einem Auftrag von der Sesamstraße, wo meist gleich mehrere kleine Filme geschickt werden, geht man automatisch mit einer lockeren Stimmung an den Auftrag – nicht weniger arbeitsintensiv, aber Elmo und Super-Grobi locken einem schon eher ein Lächeln ins Gesicht.

Haben Sie für bestimmte Filmfiguren ganz ausgewählte Instrumente?

Ja, auf jeden Fall. Bei Elmo spiele ich meist eine Ukulele ein und der tollpatschige „Super-Grobi“ immer Blechbläser. Hier arbeitet man stark mit Themen. Das ist eine beliebte Methode, um den Zuschauer durch den Film zu führen.

Sie sind in Aurich geboren und für Ihre Studiengänge in großen Städten unterwegs gewesen, doch dann zurück ins beschauliche Ostfriesland/ Groothusen gekommen. Wären Sie in Köln oder Berlin weniger gedankenfrei und kreativ?

Nein, das kann man so nicht sagen. In großen Städten steht man mehr in Kontakt und Austausch mit anderen Musikern und Produzenten. Das inspiriert natürlich auch. In Ostfriesland hat man wiederum mehr Zeit, um bei einer gemütlichen Tasse Tee seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Manchmal tüftelt man stundenlang an einer Idee, setzt dann Wasser für einen frischen Tee auf und plötzlich hat man die zündende Idee. Wussten Sie, dass Paul Mc Cartney die Idee für „Yesterday“ geträumt hat? Natürlich nicht das ganze Lied, aber die Grundidee. Er ist aufgewacht und hat gleich alles aufgeschrieben.

Mit welchen bekannten Persönlichkeiten haben Sie schon gearbeitet?

Den Auftrag bearbeite ich meist allein in meinem Studio, aber zur Premiere trifft man schon mal den ein oder anderen Prominenten, wie Bjarne Mädel und Nora Tschirner. Eigentlich alles ganz nette Leute, die aber immer ein bisschen mehr Aufmerksamkeit benötigen.  Einige erkennt man auch gar nicht so schnell wieder, weil sie ganz anders aussehen, wenn sie so vor einem stehen. Nur „Kommissar Thiel“ alias Axel Prahl ist genau wie im Tatort, als hätte man ihm die Rolle auf seinen privaten Charakter geschrieben.

Zu welchen Gelegenheiten kommen Sie mit Ihren Kunden und vielleicht auch anderen Prominenten in Kontakt?

Bei Premieren, bei einer Musikbesprechung am Telefon oder per Zoomsitzung kommt man direkt in Kontakt. Die digitalen Medien sind da schon ein Vorteil. Oft musste ich aber auch für Besprechungen nach Berlin fahren.

Vier Leute müssen für die erarbeitete Filmmusik immer ihre Zustimmung geben:

  1. Regisseur: mit dem arbeitet man eng zusammen
  2. Produzent: ist für das Honorar zuständig
  3. Musikproduzent
  4. Redakteur

Sie arbeiten freiberuflich. Wie laufen Ihre Arbeitstage ab?

Meine Tochter geht zur Schule, meine Frau ist Lehrerin. Wir stehen gemeinsam auf und wenn die beiden losgehen, arbeite ich meine Aufträge ab. In der Coronazeit haben meine Tochter und ich auch schon mal ein Hörspiel kreiert, bevor sie den ganzen Tag nur ihre Aufgabenzettel von der Schule „abarbeitet“. Da ist man natürlich gerne mal bereit, die Kreativität der Tochter zu unterstützen. Es ist eben kein „nine-to-five-Job“ und oft gehe ich auch nachmittags noch einmal ins Tonstudio.

Kann man gut von der Produktion der Filmmusik leben?

Alleine ja! Eine ganze Familie davon zu ernähren wird schon stressig. Ein Freund von mir lebt in Berlin, seine Frau ist Gesangslehrerin und sie haben zwei Kinder. Die kommen so gerade über die Runden. Hätte man jedes Jahr drei Aufträge für den Tatort, liefe alles super. Daher sucht man sich immer Nebenbeschäftigungen. Ich habe eine Zeit lang an der Musikschule gearbeitet, was mir auch riesigen Spaß gemacht hat. Kommen dann Aufträge für die Filmmusik rein, wird es schon fast eng mit der Zeit. Für 20 Clips von der Sesamstraße bin ich drei Monate beschäftigt.

Sind Ihnen schon lustige Pannen passiert oder hatten Sie mal ein anderes lustiges Erlebnis?

Ich hatte Filmmusik geschrieben und vertont und es mir damit wirklich nicht leicht gemacht. Hochzufrieden gab ich mein „Werk“ ab. Der Regisseur meinte nur „Super“, der Produzent war leider nicht zufrieden. Ich war allerdings sehr überzeugt, dass alles so passte und legte einfach ein paar Schellen darüber.

Nun war auch der der Produzent hochzufrieden. Da musste ich schon ein wenig schmunzeln.

Weitere Infos von Eike Ebbel Groenewold:

Auszeichnungen: 
Deutscher Fernsehpreis 2006 (Ijon Tichy: Raumpilot)

Nominierung für den Grimmepreis 2011 (Ijon Tichy: Raumpilot II)

Zweiter Platz beim internationalen Filmmusik-Wettbewerb Make the Score 2011

Goldene Kamera 2016 (Dunja Hayali)

Nominierung “Beste Titelmusik Fernsehserie” beim Quotenmeterpreis 2018 für “Bruder – Schwarze Macht”

 

Komposition

Als autodidakter Multiinstrumentalist komponiert und arrangiert Herr Groenewold mit Intuition und Erfahrung Musik in unterschiedlichen Stilen – genau passend für das individuelle Projekt. 

Produktion

Es wird ein passendes Konzept erarbeitet und wenn nötig Kontakt zu professionellen Studiomusikern oder externen Studios her und das benötigte Budget geplant, um die Idee umzusetzen. 

Recording In den eigenen 2012 gegründeten Klangfeld Studios wird das Beste aus analoger und digitaler Aufnahmetechnik erarbeitet, damit die Produktion hochwertig klingt und den passenden Charakter bekommt.

Mixdown In der Mischung steht neben der Ausgewogenheit und Tiefe des Mixes, eine zum Projekt passende Ästhetik im Vordergrund. Ziel ist immer, dass die Produktion auf verschieden Systemen gut klingt.   

Kontakt:

Eike Ebbel Groenewold
Pelikanstraße 11
26738 Krummhörn

ebbel@ebbelmusic.com

Tel: +49 176 21182301