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Interview mit Biohofbetreiber Heiko Dreyer

vom Bioland-Hof Agena-Dreyer GbR

Allgemeine Informationen zu dem Biohof:

Seit fast 30 Jahren wird auf dem Biolandhof Agena & Dreyer in der Krummhörn Gemüse (mehr als 40 verschiedene Sorten), Kartoffeln und Getreide nach den Richtlinien des Biolandverbandes angebaut.

Die Kombination zwischen regionaler Bio-Landwirtschaft mit einem modernen Lieferservice ist in diesen Zeiten sehr gefragt. In dem familienbetriebenen Bio-Hofladen wird Bio-Gemüse aus eigenem Anbau ergänzt durch Produkte von verschiedenen regionalen und überregionalen Partnern. Alle Produkte stammen zu 100 % aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft.

Der gut organisierte Lieferservice bringt liebevoll gepackte Gemüsekisten im Umkreis von einer Autostunde bis vor die Haustür, wobei die Kunden meist nur 2 km auseinander wohnen – von Wilhelmshaven bis Leer wächst der Kundenstamm stetig.

Familie Heiko und Ines Dreyer sind aus Schleswig-Holstein in die Krummhörn gezogen und haben 2016 den Biobetrieb komplett mit allem Inventar von der Familie Agena übernommen und anschließend noch weitere Flächen dazu gepachtet – mittlerweile umfasst der Hof mehr als  200 ha. Familie Agena lag es besonders am Herzen, den Hof als Einheit weiter zu geben und verzichtete bewusst darauf, den Hof zu zerstückeln und meistbietend zu verkaufen oder zu verpachten. Noch bis zum Oktober 2021 arbeitete Herr Agena mit auf dem Hof, ist nun im wohlverdienten Ruhestand und widmet sich nun vielen anderen Aufgaben.

Frage: Welche Ausbildung haben Sie und Ihre Frau gemacht, damit Sie einen 200 ha großen Biohof mit mittlerweile 15 Angestellten leiten können?

Meine Frau ist Tierärztin und ich habe eine landwirtschaftliche Ausbildung sowie ein Studium in Agrarwirtschaft mit anschließender Doktorarbeit absolviert - ich bin also promovierter Agraringenieur.

Frage: Was unterscheidet einen Bio-Hof von einem konventionell betriebenen Hof?

Wir sind dem großen Dachverband „Bioland“ angeschlossen. Das heißt, dass wir lt. Ökoverordnung keinen künstlichen Dünger spritzen/verwenden und auf den Erhalt und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit achten. Monokulturen werden vermieden – wir bauen also im Einklang mit der Natur Obst und Gemüse an und das auch aus tiefer, eigener Überzeugung.

„Bioland“ ist der größte Bioverband in Deutschland. Es gibt noch weitere wie Demeter oder Naturland, die meist auch nach den gleichen Grundsätzen anbauen. Für den Verbraucher ist das leider etwas verwirrend, aber letztlich verfolgen die meisten Verbände das gleiche Ziel.

Ein Biohof, der sich „BIOLAND“ angeschlossen hat, profitiert u.a. von:

  • Beratern und Anbauberatern vom Dachverband
  • regelmäßigen aktuellen Rundschreiben
  • der Interessenvertretung
  • dem Bioland-Markenzeichen nutzen (Kosten dafür liegen bei ca. 6.000,- €, richtet sich nach der Größe des Betriebes/Hektar)
  • höherer EU-Fördergelder: Normal pro Hektar ca 250/270,- als Biohof ca. 450,- €
  • den Kunden, die bereit sind, mehr zu zahlen, wenn mehr als EU-Richtlinien eingehalten werden. Dadurch können höhere Preise erzielt werden

Frage: In Ihrem Bio-Hofladen gibt es neben Ihren angebauten Produkten noch viele weitere, wie Rinder-, Schweine- und Geflügelfleisch sowie etliche Produkte, die nicht direkt von Ihrem Hof kommen. Kennen Sie die Höfe und woher kommen die Produkte genau?

Das Rinder- und Schweinefleisch kommt aus dem Auricher Raum und ja – die Höfe kennen wir! Das Geflügelfleisch aus Niedersachsen – in Ostfriesland gibt es leider bisher noch keinen reinen Bio-Geflügelhof, der Geflügelfleischprodukte anbietet. Die anderen Produkte, wie Obst und Gemüse, das es hier nicht gibt, wie Bananen und Apfelsinen, kommen ebenfalls aus kontrolliertem Anbau. Viele meinen, in anderen Ländern würde es keine guten Kontrollstellen geben, aber dem ist nicht so. Auch in Südamerika wird der Anbau kontrolliert. Der Bio-Großhandel (wir erhalten unsere Ware aus Bremen) veranlasst auch dort regelmäßig Kontrollen.

Gibt es zu jeder Zeit alles in Ihrem Hofladen mit Vollsortierung?

Unser Schwerpunkt in unserem Hofladen liegt natürlich bei unseren eigenen angebauten Produkten. Da wir aber ein Vollsortierer sind, bieten wir bspw. das ganze Jahr Tomaten und Gurken an – zu deutschen Erntezeiten von unserem Hof, sonst von anderen EU-Biohöfen.  Apfelsinen allerdings nur zu den Erntezeiten aus Spanien. Natürlich könnte man auch Apfelsinen aus Südafrika importieren, aber wir achten auf überflüssig lange Transportwege und verzichten dann auf das Angebot zu bestimmten Zeiten. Ebenso verhält es sich mit Weintrauben und ähnliche Produkte: Transporte innerhalb von Europa sind für uns noch vertretbar, weitere Wege nicht mehr usw.

Es gibt immer wieder Kunden, die im Februar nach eigenen Erdbeeren fragen. Das Gefühl, wann welche Früchte und welches Gemüse tatsächlich in Deutschland geerntet wird, ist vielen Menschen nicht mehr klar – sind doch in den Supermärkten IMMER die Regale voll.

Wo gibt es auf dem „Biomarkt“ noch Handlungsbedarf, wo gibt es Marktlücken in Ostfriesland?

Was uns fehlt, ist auf jeden Fall ein Bio-Geflügelhof in Ostfriesland sowie gute Biomilch. Ein hiesiger Milchviehbetrieb hat es mal mit einer Eigenvermarktung versucht, ist damit aber leider gescheitert.

Wie groß ist Ihr Kundenstamm zurzeit und wie ist die Zukunftsprognose?

Wir haben von Herrn Agena schon einen gewissen Kundenstamm übernommen, haben nun ungefähr 8 – 900 Kunden, die wir regelmäßig mit unseren Kisten beliefern. Corona gab uns noch einmal einen Schub nach vorne, denn gesunde Ernährung und die Anlieferung bis vor die Haustür sprechen für sich. Im Sommer ist es meist etwas ruhiger, im Winter reizt die Kombination zwischen Bio, regionaler Ware und Service bis nach Hause umso mehr.

Seit einiger Zeit haben Sie wieder ein paar Tiere auf dem Hof: Glückliche Hühner sorgen für ausreichend frische Eier. Sie gehören der Initiative „BID“ – der Bruderhahn Initiative Deutschland an. Was heißt das genau?

Der Schwerpunkt der Legehennenzucht liegt natürlich darin, eierlegende Hühner zu züchten, was aber nicht heißen soll, dass man die Hähne tötet oder gar schreddert. Wir kaufen unsere Hühner und haben immer auch ein paar Hähne zwischen den Hühnern, die auf ihre Hennen aufpassen. Die übrigen Hähne werden dann aufgezogen und später geschlachtet. Die „BID“ sorgt dafür, dass 100 % der Hähne überleben und aufgezogen werden. 

Bieten Sie auch etwas für unsere Gäste an, wie z.B. Führungen oder einen „Tag der offenen Tür“?

Eigentlich haben wir immer Führungen angeboten – meist auf Anfrage, aber später auch regelmäßig, was durch Corona nicht mehr möglich war. So langsam fängt man wieder an zu planen und wir freuen uns schon auf die Zeit der Hoffeste und Führungen.

Bis dahin stehen wir unseren Kunden, interessierten Gästen und Einheimischen jeden Mittwoch bis Freitag in unserem Hofladen sowie samstags und montags auf dem Markt in Norden bei der Ludgerikirche gerne mit unseren Produkten und einem netten Gespräch zur Verfügung. 

Geschichte des Bio-Hofes Agen-Dreyer mit Zahlen und Fakten:

Im Jahr 1989, kurz nachdem Garrelt Agena den Betrieb von seinem Vater übernommen hatte, fiel die Entscheidung zur Umstellung des Betriebes auf ökologischen Anbau unter dem Dach des Bioland-Verbandes.


Nach der Umstellung auf ökologischen Landbau wurde mit dem Aufbau einer Direktvermarktung begonnen. Der Lieferservice besteht bereits seit 1993, der Stand samstags auf dem Wochenmarkt in Norden wird seit 1998 betrieben.


Der Hofladen wurde 1995 eingerichtet. In den 1990er Jahren wurde neben dem Anbau von Getreide der Anbau von Gemüse und Kartoffeln zu einem weiteren Schwerpunkt. Auf einer Fläche von rund 220 ha werden heute verschiedene Kulturen wie Dinkel, Weizen, Hafer, Gerste, Roggen, Ackerbohnen, Klee aber eben auch Kartoffeln und Möhren angebaut.
Auf dem Gemüsefeld und in Foliengewächshäusern wachsen insgesamt rund 40 verschiedene Gemüsekulturen.


Neben einem Lager für rund 700 Tonnen Getreide verfügt der Betrieb heute über ein rund 500 Tonnen fassendes Kartoffellager und über ein 50 Tonnen fassendes Gemüsekühllager um die Kunden möglichst ganzjährig mit frischen Kartoffeln und Gemüse zu versorgen.

Im Jahr 2016 hat Garrelt Agena den Betrieb im Rahmen einer außerfamiliären Hofübergabe an seinen Nachfolger Heiko Dreyer übergeben. Für Garrelt Agena war es eine Herzensangelegenheit, dass der Biolandhof in seiner bestehenden Form weitergeführt wird,
auch wenn aus der eigenen Familie niemand den Betrieb weiterführt. Seit Juli 2016 wohnt Heiko Dreyer gemeinsam mit seiner Frau Ines auf dem Betrieb.

Kontakt:
Biolandhof Agena/Dreyer GbR

Hagenpolder I 1
26736 Krummhörn

Tel.: 04920/318
Fax: 04920/1339

E-Mail: info@biolandhof-agena.de
Internet: www.biolandhof-agena.de