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Interview mit Ubbo Looden

Einem Krabbenfischer aus Greetsiel

Heute ist Montag, der 14. September 2020 und zusammen mit meinem Kollegen Hendrik mache ich mich um 8.30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg vom Büro zum Greetsieler Hafen. Dabei stellen wir wieder einmal fest, was für ein Glück wir doch haben, hier leben und arbeiten zu dürfen!

Viele Gäste kommen uns mit vollen Brötchentüten entgegen, einige sind schon mit dem Rad unterwegs, andere bummeln durch den noch „verschlafenen“ Hafen. Ubbo ist noch nicht da und so nutzen wir die Zeit für ein paar Fotos und Videos von der neuen  Netzflickerstatue und dem Hafen (davon kann man ja nie genug haben) für unsere Social-Media-Seiten – schließlich haben nicht alle das Glück, hier zu sein und wir teilen immer gerne…

Nach einem kurzen Schnack mit Gästen am Kutter kommt Ubbo mit dem Rad um die Hafenmauer geradelt und winkt uns gut gelaunt zu. Hendrik macht ein paar Fotos von uns und verabschiedet sich – die Arbeit ruft und der nächste Podcast will vorbereitet werden! Während des Interviews stehen schon die ersten Gäste am Kutter, um auf jeden Fall bei der Fahrt um 10 Uhr dabei zu sein.

Zu unserem Interviewpartner Ubbo Looden:

Ubbo Looden stammt aus einer alten Fischerfamilie – die Namen Looden, Conradi, Willems und Poppinga gehören in Greetsiel seit Jahren zu den Familien mit langer Fischertradition. Ubbo wohnt mit seiner Frau und den drei Kindern (die Tochter arbeitet in einem Steuerbüro) in Greetsiel. Die beiden Söhne wollten „so ganz ohne Druck“, beteuert Ubbo, auch Fischer werden. Der älteste Sohn Ubbo jun. hat bereits den Kutter seines Vaters übernommen – die „Magellan GRE 4“. Ubbo hat dann einen alten Kutter dazugekauft, restauriert und wieder fahrtüchtig gemacht. Das ist sein Kutter, auf dem wir heute sitzen – die „Nordstern GRE 18“! Urlaub macht er gerne Zuhause und genießt die freie Zeit mit seiner Familie! Letztes Jahr hat er seinen Traum in die Tat umgesetzt und mit zwei Freunden seine Verwandtschaft in Australien besucht. Alleine darüber hätten wir schon ein gesondertes Interview machen können!

Seit wie vielen Jahren bist Du Fischer und wie lange dauert die Ausbildung?

Man macht drei Jahre lang eine Ausbildung als Fischwirt und muss dann ein Jahr als Geselle auf einem Fischkutter mitfahren. Dann habe ich das Patent für die kleine Küstenfischerei absolviert und darf damit Fischkutter und auch kleine Yachten fahren. Wer selbständiger Fischer werden, ausbilden und auch Fördergelder beantragen möchte, macht u.a. seinen Meister. Das Ganze nimmt schon etwas Zeit in Anspruch, aber dann war ich mein eigener Herr.

Wolltest Du schon immer Fischer werden?

Also ehrlich gesagt hatte ich mich auch anderweitig umgesehen und musste ein wenig an die Fischerei herangeführt werden. Mein Vater wollte natürlich gerne, dass ich die Fischertradition fortsetze, aber ich war so furchtbar seekrank! Irgendwann legte sich die Seekrankheit und heute bin ich mit Leib und Seele Fischer und froh, dass  meine beiden Jungs ebenfalls in meine Fußstapfen treten!

Welcher Fang war der Außergewöhnlichste in Deinem Netz?

Der außergewöhnlichste Fang war tatsächlich eine Seemine. Das ist ewig her, aber da haben wir ganz schön geguckt, was uns da ins Netz gegangen ist!

Kann man heute noch von der Fischerei leben oder sollte man sich Alternativen suchen?

Wer fleißig ist und seiner Arbeit regelmäßig nachkommt, kann gut von der Fischerei leben. Trotzdem sollte man immer offen für Neues sein. Ich biete nun Kutterfahrten für Gäste auf meinem Kutter an. Dies wird sehr gut angenommen und ich freue mich, wenn die Gäste zufrieden und glücklich vom Kutter gehen. Max 12 Gäste dürfen mitfahren, solange mein Kutter „seegehend“ ist – heißt auch für den Fischfang in See fährt.  Wenn ich im nächsten Jahr in Rente gehe und mit dem Kutter nicht mehr auf Fisch/Krabbenfang gehe, kann ich auch 22 Personen mitnehmen. Platztechnisch passt das, nun muss nur noch Corona „mitspielen“.

Wie sieht das Zusammenleben/Familienleben mit einem Fischer aus?

Früher fuhren wir zum Krabbenfang oft nach Sylt, waren meist 10 Tage nicht Zuhause und haben dann 4 Tage „Wochenende“ angehängt. Heute können wir von Greetsiel auf Krabbenfang rausfahren, weil sich die Krabbenbestände weiter hierher verlagert haben. So sind wir heute innerhalb von 2-3 Tagen wieder im Hafen! Als Fischersfrau ist man viel auf sich selbst gestellt und muss viel selbst entscheiden. Aber in vielen anderen Berufen ist dies ähnlich und meine Frau hat und hatte Zuhause immer alles gut im Griff.

Was machst Du in Deiner Freizeit? Hat ein Fischer noch Zeit für ein Hobby?

Ich habe vor einiger Zeit meinen Kutschschein gemacht, habe ein paar Pferde und züchte auch ein wenig damit – meine Tochter reitet und übernimmt die Stallarbeiten, wenn ich unterwegs bin! So ergänzen wir uns! Außerdem spielen meine Frau und ich regelmäßig Tennis in Greetsiel. Für noch mehr Hobbys reicht die Zeit allerdings nicht!

Wann geht ein Fischer in Rente und bleibst Du dann in Greetsiel?

Fischer gehen mit 56 in Rente – wir haben ja meist auch schon früh angefangen, ich persönlich schon mit 16 Jahren. Auch mein Rentendasein werden ich in Greetsiel verbringen und wenn möglich, die Gästekutterfahrten weiter anbieten. Das macht mir Spaß und ich bleibe fit! Im nächsten Jahr ist es schon soweit!

Frage zum Abschluss: Was ist Dein Lieblingsessen?

Natürlich alles rund um den Fisch – bei einem leckeren Stück Fleisch oder einer deftigen Suppe sage ich  auch nicht nein! Hauptsache, es gibt ein großes Eis zum Nachtisch!

Schlusswort

Nachtisch geht immer - in diesem Sinne wünschen wir Dir und Deiner Familie alles erdenklich Gute und weiterhin viel Spaß bei den Kutterfahrten mit den Gästen! Wir bedanken uns für Deine Zeit, die Du uns zur Verfügung gestellt hast!